kri­ti­ken

2016-2016
Atemlose Stille
„Himmelsklänge“: Der Titel für das Weihnachtskonzert, mit dem der Kulturkreis Röhrmoos sein Jahresprogramm 2016 am vergangenen Samstag beschloss, hätte besser nicht gewählt sein können. Es waren in der Tat „himmlische Klänge“, mit denen der Orpheus Chor München und die Harfenistin Silke Aichhorn die Kirche Sankt Josef in Schönbrunn am Vorabend des vierten Advents erfüllten... Nach Schönbrunn waren der Orpheus Chor und Silke Aichhorn mit einem sehr anspruchsvollen Programm gekommen. Den Auftakt bildete die für gemischten Chor arrangierte Komposition „A ceremony of carols“ von Benjamin Britten, bei der Silke Aichhorn die instrumentale Begleitung übernahm... Wie souverän der Orpheus Chor mit gesanglich sehr anspruchsvollen Kompositionenumgehenkann, bewiesen die Sängerinnen und Sänger überzeugend bei der Präsentation zweier Werke von Sven David Sandström,einem der bedeutendsten zeitgenössischen Chor-Komponisten. Seine Psalm-Vertonungen erforderten bis zu achtstimmiges Singen, bei dem sogar die Bässe noch dreigeteilt würden, sagt Gerd Guglhör. Dennochgehörten die Kompositionen von Sandström zum festen Repertoire des Chors. Ihn selbst hätten sie seit Beginn seiner musikalischen Laufbahn be- gleitet... Jubelnde Weihnachtsfreude vermittelte schließlich das große „Gloria in excelsis“ des estnischen Komponisten Urmas Sisask, das der Chor nicht nur mit großartiger Präzision, sondern auch ansteckender musikalischer Leidenschaft vortrug. Wie sehr die „Himmelsklänge“ die vielen Menschen in Sankt Josef bewegten, wurde spürbar in der atemlosen Stille während der Darbietungen und in ihrer Reaktion, als die letzten Töne verklungen waren: Das Publikum erhob sich von den Sitzen und spendete den Interpreten des „himmlischen“ Konzerts langen Beifall.
Süddeutsche Zeitung (Renate Zauscher), Dezember 2016