Orpheus Chor mit vier Versionen des "Stabat Mater" in Herz-Jesu
Vier Vertonungen des "Stabat Mater" aus drei Jahrhunderten standen auf dem Programm des Orpheus Chors in der Herz-Jesu-Kirche. Die ältesten stammen von Scarlatti, komponiert zwischen 1715 und 1719, eine von Franz Lachner (1856); Javier Bustos Version von 1998 eröffnete das Konzert, im zweiten Teil folgte die Fassung von Knut Nystedt aus den Jahren 1986/87. Dieses "Stabat Mater" war das in sich geschlossenste und kargste, trotz der Verknüpfung mit einem virtuosen Cellopart (Yves Savary). Scarlatti und Lachner dagegen sehen Vokalsoli und Chor vor. Der Romantiker erwies sich als klassizistisch gebändigter Ausdrucksmusiker. Bustos dagegen begann faszinierend archaisch, um allmählich im 20. Jahrhundert anzukommen.
Obwohl der Orpheus Chor unter Gerd Guglhör in jedem Werk - auch Harald Fellers kleinen Chorsätzen und dem abschliessenden "Svyati" von John Tavener - nahezu vollendet phrasierte und wunderbar homogen sang, überzeugte doch Scarlattis "Stabat Mater" am meisten: eine grandios vielschichtige Vertonung im Wechsel von komplexer, aber stets fliessender Polyphonie, grossartigen Klangschichtungen neben konzertanten Partien, kulminierend in einer geradezu magischen Vertonung des "Quando corpus morietur - wenn der Leib sterben wird".
Spannender Vergleich